Freitag, 6. März 2009

Als Touri in Rio


So jetzt nach 'ner kleinen Schreibpause das nächste Update. Ich bin hier extrem busy, weil ich viel sport mache (ja mama du kannst deinen augen wirklich trauen!) und danach meistens noch weggehe. Ich spiele jetzt jeden Montag fussball mit einigen brasilianern (21 bis 23 uhr) und jeden dienstag und donnerstag (auch von 21 bi 23 uhr) rugby im uni-team. bin zwar der kleinste und schmächtigste im team, aber das passt schon. naja und seit montag bin ich jeden abend dieser woche nach dem sport noch was trinken gegangen - meistens so bis 3 uhr morgens. und für das wochenende sind auch schon jeden tag wieder parties geplant ;)

Aber der Post hier ist ja eigentlich über Rio - denn nach dem ganzen Karneval feiern haben Stefan und ich uns natürlich noch die üblichen touri-spots angeschaut. Die sache ist nur dass ich oft meine Kamera aus angst vor überfällen nicht dabei hatte. D.h. ich habe nicht so sehr viele bilder gemacht, z.B. habe ich keine von der Copacabana oder Ipanema. Aber gut ich habe ein paar gemacht und die zeige ich euch hier mal.

Als erstes natürlich der Jesus:



Mir ist eben aufgefallen dass ich sonst fast keine bilder von den sehenswürdigkeiten gemacht habe ;) Naja jedenfalls waren wir noch auf dem Zuckerhut (kann man mit einer Seilbahn rauffahren), was leider nicht so toll war weil sich eine einzige Wolke direkt auf den Zuckerhut geparkt hat und nicht weggehen wollte, auch nicht nach mehrfachen auffordern. D.h. wir konnten im Prinzip nur in eine weisse Wand schauen. Aber ich habe ein paar bilder aus der gondel gemacht:




Das letzte Bild zeigt den Zuckerhut vom Jesus aus fotografiert.

Von allen "Attraktionen" war aber, finde ich, die Favela Tour die interessanteste. Man lebt hier in Brasilien ja ständig mit der Gefahr ausgeraubt zu werden - und am meisten fürchtet man natürlich die Favelas. Das sind eigentlich no-go areas, und viele Kriminelle kommen natürlich auch von da. Deswegen war es umso interessanter mal ein Favela von innen zu sehen und zu erleben dass auch in den Favelas ein ganz normales leben möglich ist. Das Favela das ich besucht habe - Rocinho - ist eines der ältesten und somit "fortgeschrittensten" Favelas. D.h. es herrscht ein gewisser Wohlstand im Vergleich zu anderen, neuen, Favelas. Das klingt erstmal pervers, aber die Bewohner da haben fliessend Wasser, ein Abwassersystem das zum Großteil unterirdisch ist und Elektrizität. Auf der Tour habe ich sogar 2 Internet-Cafes gesehen! Anfangs wollte ich keine Tour ins Favela machen - man muss sein Glück ja nicht herausfordern - und ich hatte auch kein gutes Gefühl dabei mir arme Menschen anzuschauen. "Hier ist das Affengehege, daneben sehen Sie die Giraffen, und da hinten, wenn Sie ein bisschen geduldig sind und Glück haben, können sie vielleicht ein paar Arme beim essen suchen beobachten".. Aber Stefan und Niels haben mich dann überzeugt und ich bin sehr froh es gemacht zu haben. Die Touren unterstützen lokale Projekte und die Touris bringen Geld ins Favela, von daher sind die Touren relativ sicher. Unsicher sind sie nur dann wenn die Polizei wieder mal Razzia macht - dann sterben öfter mal Unbeteiligte. Aber wir hatten Glück und die Polizei hat an dem Tag keine Razzia angekündigt.

Was mich so fasziniert hat ist die Normalität des Lebens dort. Die Leute sind nicht alle am verhungern und es ist gar nicht so elend. Es liegt zwar konstant der Geruch von Abwasser in der Luft - wovon mir teilweise auch schlecht wurde - aber die Menschen sehen fröhlich aus, es gibt viele kleinere Läden, und bis auf die Drogenmafia scheinen die Leute auch friedlich zu sein. Eine typische dumme Amerikaer-touristin musste natürlich die Frage stellen: "Also was ist denn die Hauptbeschäftigung der Leute, leben die alle von Drogen?" Diese Ignoranz hat den Guide ganz schön angepisst ("Nein hier leben nicht 200.000 Drogendealer!") - aber dafür hat die Frau später in einem Laden für mehrere hunderte Reais Bilder eingekauft..

Das Favela - 200.000 Menschen leben in Rocinho.

Die Leute bauen unkontrolliert Haus auf Haus (die auch teilweise natürlich einstürzen), und somit ergeben sich immer nur enge kleine Wege zwischen den Häusern. Man muss sich mal überlegen dass alle Materialien und Möbelstücke und sonst noch was, durch diese Gassen den Berg herauf geschleppt werden müssen. Da freut man sich doch schon auf die nächste Couch..

Favela Kinder. In Brasilien ist Familie extrem wichtig. Als Beispiel: Meine 24-32 Jahr alten Mitbewohner fahren eigentlich jedes Wochenende nach Hause zu ihren Eltern. Familie ist auch der Grund warum viele Favela-Bewohner die Favelas gar nicht verlassen wollen - auch wenn sie es vielleicht könnten - weil eben ihre Familie im Favela lebt.



Die typischen kleinen Gassen. Ich verstehe immer noch nicht wie man sich in den Favelas orientiert..

Wer also nach Rio geht als Tourist sollte es nicht verpassen so eine Tour zu machen. Wir haben die Tour mit Be a Local gemacht und ich bin zufrienden gewesen, obwohl der Führer nicht so gut englisch konnte und nicht so sehr viel erzählt hat. Eine andere Adresse ist Favela Tour.

Zum Schluss sind Stefan und ich noch ne abgefahrene Fahrt mit der alten Tram (fährt von Lapa durch Santa Teresa) gemacht. Wer das macht sollte sich nicht hinsetzen, sondern sich aussen dranhängen - das macht auf jeden Fall mehr Spass! Und am besten ist wenn man dann über das alte Aquädukt fährt. Hier mal ein Bild und ein Video: Am besten ihr ignoriert einfach mein wunderschönes (verstörtes) lachen im hintergrund - aber ich war auf dem 10-15 Meter hohen Aquädukt dann doch etwas überrascht wie wenig Platz zwischen dem Fuss und dem Abgrund ist... Die brasis haben es ja nicht so mit Regulierungen und Sicherheit..





3 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. i wish that i understood german to know why the fuck you are standing on the edge of a train, just holding on with your hands...what the hell is up?

    AntwortenLöschen
  3. Ich freue mich jedes Mal, wenn Du etwas in deinen blog schreibst. Du schreibst sehr anschaulich und lebendig, das ist für mich die beste Vorbereitung auf unsere anstehende Reise zu Dir. Mach weiter so :-)
    PS: Ich finde es super toll, dass Du so viel Sport treibst, wie kommst Du denn auf Rugby?

    AntwortenLöschen