Dienstag, 11. August 2009

Die Große Reise Teil I

Nach Abschluss des Auslandssemesters hatte ich mir vorgenommen noch mehr von Südamerika zu sehen. Erst hatte ich das mit einem Freund aus Kalifornien vor, der mir dann aber kurzfristig absagte weil ihm das Geld ausgegangen war. Daraufhin konnte ich die Reise mit Clara My (CM) machen, was ich im Endeffekt auch präferiert hatte.

Wir trafen uns also am Dienstag der letzten Uni-Woche - die gleichzeitig auch meine letzte Prüfungswoche des Bachelors war - um einen Flug nach Peru zu buchen für ende der Woche. Der Plan war dass wir erst nach Peru fliegen um uns u.a. Machu Picchu anzusehen und dann durch Bolivien und Chile weiterreisen. Eventuell, wenn noch genug Zeit übrig sein sollte, wollten wir uns dann noch Paraguay anschauen. Es kam aber alles ganz anders.

Die Preise für Flüge nach Peru waren übertrieben teuer und so entschieden wir uns dazu den Trip im Süden zu starten und dann nordwärts zu reisen. Im Prinzip war es egal wo wir starten, und so buchten wir einen Flug für Freitag den 26.06. von Sao Paulo nach Santiago de Chile.

CHILE

Unsere große Reise ging also los mit einem Flug nach Chile, mit einem Zwischenstopp in Montevideo (Uruguay). Dort mussten wir Flugzeuge wechseln und mit uns stieg das Profi-Fussball Team von Montevideo ein. Die Kerle waren wie erwartet primitiv und aufgeregt wie kleine Jungs. Als ich z.B. aufs Klo wollte versperrte mir ein Spieler den Weg und tat so als würde er in seinem Handgepäckfach Sachen umräumen. Das tat er für ca 2 minuten und ich dachte mittlerweile er sei ein bisschen unterbelichtet bis ich verstand dass er mich verarschen wollte. Ich hab dann rumgeschaut und gesehen dass viele seiner Teammitgleider sich kaum halten konnten vor lachen. Ich meinte dann dass es jetzt mal gut ist und er setzte sich dann auch hin mit einem dicken grinsen im Gesicht. War aber auch ein guter Streich den er mir da gespielt hatte. Ich dachte mir nur "naja, wenn du nur ein bisschen Fussball spielen könntest wärst du jetzt in Europa und nicht in einem Team in Urugay".

Angekommen in Santiago de Chile - vom Flughafen hat man eine Wahnsinns Aussicht auf die nahen Berge die zu der Zeit alle Schneebedeckt waren - fuhren wir erstmal in die Stadt und liefen eine halbe Ewigkeit rum bevor wir unser Hostel (La Casa Roja) gefunden hatten. Das Hostel war in Ordnung - bis auf die Merkwürdige Grundstimmung. Irgendwie fühlte es sich an als würde man stören, egal wo man gerade war. Und zusätzlich war die Beheizung auch äusserst spärlich. CM und ich sind dann am nächten Tag direkt nach Valparaiso gefahren, was eine kleine Fischerstadt in der nähe von Santiago ist. Die Stadt ist zwar sehr arm, hat aber sehr viel Charme, und steckt ein bisschen in den 80ern fest (Musik, Kleidung, Autos, Busse). Da ich nach Brasilien keine wirklich Winterkleidung gebracht hatte, jetzt aber mittem im Winter steckte, brauchte ich unbedingt eine Winterjacke. Es dauerte nicht lange da hatte ich eine Jacke gefunden die mir gefiel und ganze 10 US Dollar kosten sollte (danke Dijon!). Ich schlug also sofort zu und merkte erst 2 Tage später dass es eigentlich eine Frauenjacke ist... Ich hatte mich schon gewundert über die überlangen Ärmel.. CM verbrachten den Tag dann damit die kleine Stadt anzuschauen, mehrere cafes zu besuchen und in einem wahnsinns 2nd-hand-shop die wahloseste Kleidung anzuziehen. Ich fand u.a. für 3 US Dollar eine wahnsinns Mütze vom amerikanischen Post-Dienst. Am Abend fuhren wir dann wieder nach Santiago zurück und planten den nächsten Tag Santiago anzuschauen.

Ich glaube an diesem Punkt hat sich Murphy mit seinem Gesetz dazu entschieden unsere Reise zu begleiten. Am nächsten Tag schüttete es dann nämlich wie aus Kübeln. Wir liessen uns am Anfang nicht davon stören und sind losgezogen. Allerdings wurden wir dann so nass dass wir die Tour nichtmehr fortsetzen konnten, und zusätzlich (weil Sonntag war) alle Sehenswürdigkeiten (inkl. Museen) einfach mal geschlossen hatten. Wir sahen dann rudimentär die Stadt - die ein paar schöne Gebäude hat aber auch nicht viel mehr - aber verbrachten doch mehr Zeit in verschiedenen Cafes und einem Museum für Artefakte, naja. Abends sahen wir dann im Kino einen Film und versuchten danach für den nächsten Tag Bustickets nach Nord-Chile zu organisieren. Aus irgendeinem Grund fuhren Busse aber nur zu sehr komischen Zeiten und waren größtenteils auch ausverkauft. Wir entschieden uns dann dazu erst nach La Serena zu fahren, ein paar Stunden die Stadt anzuschauen und dann einen Verbindung nach San Pedro de Atacama (Nord-Chile) zu nehmen. Es schien auch deshalb eine gute Idee zu sein weil wir so einen 22 std. Trip in 2 kleinere Teile aufteilten. Wieder einmal ging aber alles schief (Murphy war an Bord).

Diszipliniert standen wir am nächsten Tag also um 5 Uhr auf um den Bus um 6.30 nach La Serena zu nehmen, und kamen mittags problemlos auch dort an. Vom Bus gingen wir direkt zu den Ticketschaltern und versuchten Tickets nach San Pedro zu buchen. Im Internet hatten wir gesehen dass ab 17.30 uhr alle stunde ein bus fährt. Natürlich waren dann aber plötzlich alle Busse bis 23 Uhr ausverkauft. Wir waren erstmal ein bisschen geschockt und fragten bei anderen Unternehmen nach die uns sogar nurnoch Tickets für den nächsten Tag 1.30 Uhr Nachts anbieten konnten. Wir also nach kurzem Überlegen zurück zu Firma 1, die jetzt auch komplett ausverkauft war und nurnoch Tickets für den nächsten Tag hatte. Wir also wieder ein paar andere Firmen gefragt, die teilweise nurnoch 1 Ticket übrig hatten. Firma 1 - ganze 4 minuten später - hatte immer mehr Tickets verkauft und hatte jetzt nurnoch Tickets für 5.30 Uhr am morgen übrig - noch 2 Stück! Wir, völlig perplex und geschockt von den Ereignissen kauften also die 5.30 Uhr Tickets und freuten uns schon auf eine lange Nacht am Busterminal in La Serena, Chile. Die Stadt hatte zum Glück ein paar Sehenswerte sachen anzubieten, sodass die Zeit nicht ganz langweilig sein sollte. Wir liefen erstmal zum Strand, an dem ein nicht-funktionaler Leuchtturm steht. Dort verbrachten wir ein-zwei Stunden mit im-Winter-im-Sand-sitzen und sich sonnen lassen. Vom Strand konnte man allerdings im Hintergrund große Schneebedeckte Berge, und im Vordergrund Palmen und Sand sehen, was schon ein wahnsinns Panorama darstellt. Als es Abend wurde sind wir ins Stadtzentrum gelaufen um dort etwas zu essen, bzw hatten wir nicht genug cash und so wurde es nur ein cafe, gefolgt von einem Besuch im Supermarkt. Vor dem essen hatten wir entdeckt dass ein Zirkus in der Stadt war, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Wir hatten also noch ein paar Stunden Zeit vor der Vorstellung, die wir versuchten im Supermarkt zu töten indem wir jede Reihe mehrmals abliefen und uns so ziemlich jedes Produkt genau anschauten. Letztendlich haben wir es geschafft 2 std. in dem Supermarkt zu verbringen und im endeffekt essen für knappe 8 dollar zu kaufen. Diesem Highlight folgte direkt das nächste: der Zirkus. Ich habe im Leben kaum so etwas trauriges gesehen wie diesen Zirkus. Die Vorstellung (es war eine der letzten) war überhaupt nicht gut besucht (ca. 20-30 Zuschauer) und es wirkte alles so unprofessionell und irgendwie billig. Die Trapeznummer am Ende wurde riesig angekündigt, bestand aber nur aus 3 Menschen die jeweils vom einem zum anderen Trapez schwungen - jeweils einmal! Nach dieser verstörenden Vorstellung sind wir mit dem Taxi zurück zum Busterminal gefahren (es war knapp 23 Uhr) um die nächsten 6-7 std. dort zu verbringen. Glücklicherweise schloss das Terminal nicht, wie es so oft der Fall ist in kleinen Städten. Wir konnten also drinnen sitzen, und sind später dann in ein Cafe im Terminal umgezogen dass wenigstens rudimentär beheizt war. Unser Bus kam natürlich 30 minuten zu spät, nachdem wir uns schon ewig viel Sorgen gemacht hatten ihr vielleicht verpasst zu haben! Wir stiegen also letztendlich völlig übermüdet gegen 6.30 Uhr in den Bus ein und verbrachten einen Großteil des Trips mit schlafen. Was mir auffiel - wenn ich mal aus dem Fenster schaute - war dass Chile größtenteils einfach Wüste bzw Steppe ist. Bis auf die Städte in die man ab und zu fuhr war alles komplett grau und sandig.

Der Bus hatte im Laufe des Trips immer mehr Verspätung und so kamen wir letztendlich gegen 1.30 nachts in San Pedro an - im Hinterhof der Busfirma. Die Stadt hat kaum 15.000 Einwohner und so war alles geschlossen als wir ankamen. Glücklicherweise wurden wir abgefangen von einem Hostel-Besitzer der aktiv Kunden zu acquirieren versuchte vor dem Bus. Normalerweise macht man sowas ja nicht, aber wir stiegen also in sein Auto ein und liessen uns zu seinem Haus fahren. Es stellte sich raus dass wir Glück hatten - das Hostel war sehr nett und klein und auch relativ billig (10 Dollar die Nacht für uns beide). Ein bisschen Glück stand uns aber auch zu in dem Moment. Wir waren total K.O. und wollten nurnoch schlafen. Den nächsten Tag, der extrem heiss war obwohl die Nacht unter 0°C war, verbrachten wir damit die kleine süße Stadt anzuschauen, mit Fahrrädern durchs Death-Valley zu fahren und eine 3-Tage-Jeep-Tour für den nächsten Tag zu buchen, bei Pamela-Tours. Die Natur - obwohl Wüste - um die Stadt herum war wahnsinnig schön anzuschauen, obwohl es größtenteils Lebensfeindlich war. Aber es gab viele Berge und Canyons die einfach ihre eigene Schönheit haben.

BOLIVIEN - Salar de Uyuni Jeep Tour

Die Jeep-Tour ging natürlich zeitig morgens um 7.30 Uhr los, sodass wir gegen 6 Uhr aufstehen mussten um früh genug am Treffpunkt zu sein. Wir kamen 5 minuten vor ausgemachter Zeit an, und natürlich war die Agentur noch geschlossen, und blieb es auch bis 20 minuten nach Treffzeit. Mittlerweile lernten wir aber unsere Mitfahrer kennen, die buntgemischt aus Chile, Brasilien, USA und Australien kamen, und ein sehr angenehmes und nettes Team werden sollten. Es kam dann irgendwann auch endlich ein Bus für uns, der uns bis zur Grenze von Bolivien fuhr, wo wir dann in unseren Jeep umstiegen. Wir haben natürlich mal wieder kein Glück gehabt und haben einen mürrischen Fahrer mit altem Jeep erwischt. Aber wieso sollten wir auch mal Glück haben.. Zusätzlich hatte uns die Agentur zu 7. auf den Jeep gebucht, was hiess dass jeweils 3 auf der mittleren- und 3 auf der Rückbank Platz nehmen mussten (und einer neben dem Fahrer). Abgesehen von der Enge war es aber gut, weil es so etwas wärmer wurde - bei -5°C Aussentemperatur durchaus angenehm. Wir fuhren also los in den Nationalpark der Atacama Wüste und verbrachten den ersten Tag damit mehrere Lagunen anzuschauen und in heissen Quellen baden zu gehen. Die Atacama-Wüst, so nebenbei liegt auf ca. 4000 und mehr metern (wir waren auf bis 5200 m) und ist die trockenste Wüste der Welt. Manche Wetterstation hat hier noch nie Regen gemssen; es fällt 1/50 des Regens von Death Valley! Die Lagunen sind die einzigen Plätze an denen es dementsprechend Wasser gibt, und hier findet man auch die meisten Tiere (von den wenigen die man sieht). Die Lagunen sind oft verschieden farbig und sehen wahnsinnig schön aus. Generell hat diese karge Landschaft, die aber doch sehr farbig ist, sehr viel Schönheit zu bieten. Dali verbrachte viel Zeit in der Atacama Wüste und fand hier inspiration für seine unwirklichen Bilder, die sehr gut die unwirklichkeit der Wüste widerspiegeln. Nach mehreren Lagunen sind wir wie gesagt an heissen Quellen angekommen, in denen einige Baden konnten. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und setzte mich in den natürlichen Pool und genoss eine wahnsinns Aussicht auf eine frierende, hoch gelegene, Welt. Das schlimme kam dann als ich aus dem warmen Wasser raus musste und mich in der Kälte umziehen und abtrocknen musste.. Aber gelohnt hat es sich trotzdem.

Der Trip ging dann weiter zu Geysieren, die alle am blubbern und stinken waren, aber nur sehr selten Wasser ausspucken. Von daher blieben wir da nur kurz und fuhren lieber weiter zu weiteren Lagunen. Mittlerweile begann bei einigen im Team die Höhenkrankheit zu wirken. Auf den Höhen auf denen wir uns befanden ist die Luft sehr dünn und das merkt man deutlich durch Atemnot und starken Kopfschmerzen. Dagegen gibt es in Bolivien und Peru (legal) Koka-Tee und Koka-Blätter zu kaufen. Diese Pflanze, auf der Kokain basiert, hilft mit der Höhenkrankheit klarzukommen, hinterlässt aber im Blut Spuren die im Dorgentest ein positives Ergebnis bewirken würden. Aber egal - das aktuelle Wohlbefinden war wichtiger. Gegen Nachmittag kamen wir dann in unserem ersten "Quartier" an. Es war ein Gebäude aus Stein ohne Heizung oder Feuer, dafür aber mit undichten Rahmen und keiner Isolation! Klasse, wenn man bedenkt dass es nachts nur knapp -20°C wird.. So waren wir wenigstens vor Wind geschützt!? Wir sind dann noch etwas zur nahen Lagune gelaufen - was durch die Höhe extrem anstrengend wird - und haben ein paar Fotos geschossen. Dann gab es ein überhaupt nicht ausreichendes und nicht gerade mit Liebe zubereitetes Abendessen, gefolgt von der bislang schlimmsten Nacht meines Lebens. Wir lagen in kleinen Feldbetten und konnten uns zwar noch extra Schlafsäcke mieten, aber es war trotzdem eiskalt. Und dazu kam es dass wir 4200 meter hoch waren, und man schon aufgrund des Sauerstoffmangels nicht schlafen kann. Zudem dehydriert man noch extrem schnell. Ich lag also frierend wie sonstwas, nach Luft ringend, mit ausgetrockneter Kehle und extremen Kopfschmerzen die ganze Nacht mehr oder weniger Wach bis es endlich 7 Uhr und Zeit zum Aufstehen war! Als erstes wurde dann schön 4-5 Tassen Tee getrunken und die Frage "wieso haben wir uns das freiwillig angetan??" mehrmals gestellt - von jedem Teammitglied. Anderen Mitgliedern ging es aber noch deutlich schlechter als mir, da diese sich übergeben mussten. (ich bekomme gerade schon vom erzählen wieder kopfschmerzen!)

Weiter ging es dann mit unserem hochmotivierten Fahrer Richtung Dali-Stein (-Baum). Der Stein, geformt durch wind und sand errosion sieht derart unwirklich und schön aus, dass man es kaum fassen kann wenn man vor ihm steht. Nach diesem Highlight ging es weiter zu weiteren Lagunen, die teilweise von Flamingos bewohnt waren, was wieder extrem unrealistische Bilder produziert. Es ist eiskalt und lebensfeindlich, aber da stehen plötzlich 120 pinke Flamingos vor einem in einer blau-leuchtenden Lagune.. Als wir dann so durch die Wüste fuhren kreuzten wir plötzlich Bahngleise, die wie ein Strich exakt geradeaus in beide Richtungen gingen. Wie gesagt: mitten in der Wüste. Scheinbar transportiert hier ein Zug alle Tag mal etwas von einer Stadt in eine andere. Nachmittags kamen wir am Rande der Salzwüste (Salar de Uyuni) in einem kleinen Dorf an, um die Nacht in einem Salzhotel (komplett aus Salzblöcken gebaut) zu verbringen. Eine heisse Dusche sollte 5 BOBs kosten, Strom gab es nur bis 9 Uhr und sonst konnte man auch nicht viel machen. Wir liefen ein bisschen in dem Dorf herum und dann ein bisschen in die Salzwüste hinein. Auf die Frage ob es denn Beheizung in dem Hotel gäbe kam die Antwort "nein nein, aber es ist sowieso warm hier. salz ist sehr warm".. gut, naja, was jetzt warm ist ist natürlich definitionssache. Aber viel wärmer als in der Vornacht war es nicht! Wir haben die Vornacht nur überlebt weil wir uns dachten "morgen wird alles besser".. Wurde es dann aber eben nicht. Naja, dann also nochmal das ganze Spiel. Glücklicherweise lag das Salzhotel nicht ganz so hoch wie das andere Quartier und somit fiel die Höhenkrankheit auch milder aus.

Früh starteten wir unseren nächsten Tag in der Wüste - nämlich um kurz nach 5 Uhr, um den Sonnenaufgang zu sehen. Die Mühe lohnte sich nicht wirklich da es nicht besonders schön anzuschauen war, dafür aber extrem kalt. Abgesehen davon war es aber in Ordnung, weil sowieso keiner von uns wirklich am schlafen war. Wir fuhren dann weiter zur Incahuasi Insel; eine "Insel" mitten im Salz auf der auch extrem viele, teilweise hunderte Jahre alte, Kakteen stehen. Nach eine paar Studen auf der Insel ging es weiter zur Salzextraktion und am Ende zu einem Eisenbahnfriedhof. Hier haben die Bolivianer ganz intelligent einfach eine Touristenattraktion aus ihrer Faulheit gemacht. Sie haben einfach alle alten Eisenbahnen, anstatt sie zu verschrotten und das Eisen neu zu benutzen, an einen Punkt gefahren und sie dort vergammeln lassen.

In Retrospektive war die Tour sehr extrem. Ich würde sie nicht wieder machen wollen, und ich würde sie keinem über 30 Jahre empfehlen, aber ich bin sehr froh sie gemacht zu haben. Man erleidet einfach Qualen während der Tour und fragt sich ständig wieso man das alles macht. Aber die unwirkliche Welten der Atacama- und Salzwüste machen das ganze lohnenswert und man ist ständig von der Schönheit beeindruckt. Aber man ist auch froh wenn es dann endlich vorbei ist und man es überstanden hat.

BOLIVIEN - La Paz

Wir kamen also gegen Nachmittag in Uyuni, einer kleinen unattraktiven Stadt, an und versuchten noch einen Bus für den Abend nach La Paz zu bekommen. Wir bekamen dann auch zum Glück noch alle Tickets für die 18 std. dauernde Fahrt, von der mindestens 9 std. über nicht asphaltierte Wege führten. Das ganze kostete uns 11 Dollar pro Person! Aber im Gegensatz zu den Bussen in Argentinine, Brasilien und Chile z.B., merkt man schon an der Ausstattung der Buse dass Bolivien das ämste aller Südamerikanischen Länder ist. Es gibt prinzipiell keine Toiletten in den Bussen, der Fussraum ist extrem begenzt, alles klappert laut und es gibt auch z.B. keine Snacks. Naja, das alles wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir sind also erstmal ins Zentrum von Uyuni und haben uns die einzige Attraktion - ein kleiner Turm mit einer Uhr an der Spitze - angeschaut und waren dann essen. Die Busfahrt wurde dann extrem unangenehm und war mit Sicherheit auch die bisher schlimmste meines Lebens. Es war einfach unmöglich eine auch nur ansatzweise gemütliche Position zu finden und dazu ruckelte es 9 std. am stück wie blöd. Nach 18 sehr sehr langen stunden kamen wir dann in La Paz - was zwar offiziell nicht die Hauptstadt von Bolivien ist (das ist Sucre) aber irgendwie doch die Hauptstadt ist - an. Die Stadt ist der Wahnsinn! La Paz liegt auf 4000 metern Höhe und dementsprechend anstrengend ist auch alles was man macht! Alleine Treppensteigen wird zur Anstrengung weil einfach die Luft zum Atmen fehlt. Und dazu bekommt man als nicht-einheimischer auch mit der Höhenkrankheit zu tun.

Wir kamen also frühmorgens in der Stadt an, die auch komplett von Shantytowns umringt ist, nahmen ein Taxi zu einem Hotel und mussten erstmal ein wenig Schlaf nachholen. Nach einigen Stunden ausruhen holten wir dann den Reiseführer los und wagten uns in die Stadt. Bolivianer haben sich kaum mit den Conquistadores vermischt und sind daher extrem indigen. Die Frauen tragen größtenteils noch die traditionelle "Uniform" mit Hut und farbigen Schichten. Die ganzen Strassen sind voll mit Strassenhändlern - hauptsächlich Frauen - die sich einfach am Strassenrand niederlassen und ihre Ware verkaufen. Das, gemischt mit dem Verkehr auf den Strassen, wirkt alles sehr erdrückend und chaotisch. Als erstes schauten wir uns den Placa de San Francisco mit seiner riesigen Kirche an und besuchten dann verschiedene Märket - u.a. den Witch Market (Hexenmarket), der seinen Namen von den Produkten dort erhält. Hier kann man Lama/Alpaca Föten (teilweise schon mit Fell) kaufen die als Glücksbringer dienen. Auch gibt es Kaktus, Koka-Produkte, Hühnerbeine, abgehackte Hufe mit Bein etc. Sehr interessant das Ganze. Daneben findet man noch einige hunderte Stände und Läden die alles Mögliche aus Alpaca-Fell anfertigen. Und nachdem wir die Märkte und ein-zwei Cafes abgelaufen hatten buchten wir einen Flug ins Pantanal für den übernächsten Tag. Den nächsten Tag verbrachten wir dann auch noch in La Paz und bereiteten uns für den folgenden Trip ins Amazonasgebiet vor.

BOLIVIEN - Pantanal

Zwar waren CM und ich beide schonmal im Amazonasgebiet, aber da CM auf ihrem Trip kaum Tiere zu Gesicht bekam, beschlossen wir nochmal ins Amazonasgebiet zu Fliegen, nur diesmal eben in den bolivianischen Teil. Dazu kann man in La Paz für ca. 50 Dollar Flüge kaufen, was wir dann also auch taten, es aber lieber hätten bleiben lassen sollen!

Die Story geht so los dass unser Flug um 7 Uhr morgens losgehen sollte. Der Plan war um 8 Rurrenabaque zu landen und dann mit einer Tour für 3-4 Tage in den Dschungel zu fahren. Der Plan ging aber nicht ganz so auf wie geplant. Wir standen also um 5 Uhr auf, nehmen ein Taxi zum Flughafen, was eine gute 3/4 Stunde dauert, und kamen dementsprechend kurz vor 6 am Terminal an. Im Flughafen haben wir dann den TAM Schalter gesucht (interessanter Fakt: fast jedes Land in Südamerika hat eine Airline die TAM heisst, es sind aber tatsächlich komplett verschiedene Airlines!; in Bolivien steht TAM für transport aero militar) und schliesslich auch gefunden - allerdings geschlossen. Wir standen uns dann hin, als dritte in der "Schlange", und warteten bis der Schalter öffnete. Nachdem der Schalter dann um 6.30 immer noch geschlossen war, wurden wir schon ein wenig nervös. Wir dachten aber daran dass das Bolivien ist und das wohl da so gemacht wird. Dann öffnete der Schalter schliesslich, um 6.40 und wir kamen dran. Mit dem Kommentar "Sie sind hier am falschen Flughafen, Sie müssen zum Militärflughafen!" kam dann die totale Panik auf. Es waren noch 20 Minuten bis Abflug und wir waren am falschen Flughafen!!!? Wir also zum Taxi gerannt und meinter der Kerl soll Gas geben und zum Militärflughafen. Er dachte sich aber "Kein Stress" und fuhr gemächlich seine 40 km/h. Plötzlich kamen wir zum Halt. Wir standen vor einem Tor das ein komplett unbeleuchtetes Gelände absperrte. Nur anhand der Soldaten, die uns nach kurzem warten und hupen reinliessen konnten wir ahnen dass das der Militärflughafen sein musste. Mittlerweile war es 6.50 Uhr. Wir rannten also ins "Terminal", welches mehr einem Bahnhof glich, und konnten tatsächlich noch einchecken! So, jetzt konnten wir entspannt aufs Boarding warten und dann schön in den Dschungel fliegen. Aber nicht so schnell. Es wurde dann 7 Uhr, dann 7.20 Uhr, dann 7.40 Uhr und es wurde immernoch nicht zum Boarding gerufen. Es war natürlich auch niemand der Airline zu sehen, und so wusste keiner was los war. Um 8 Uhr wurde uns dann gesagt dass wir wegen Regen in Rurrenabaque (Rurre) nicht fliegen konnten, aber wir es um 9 nochmal probieren würden. Das so genannte Terminal war unbeheizt und somit eiskalt. Man muss überlegen dass es 8 Uhr morgens, noch dunkel, im Winter, auf ca 4.000 m über 0 doch sehr sehr kalt werden kann. Um 9.20 kam dann die Nachricht dass wir auch um 9 nicht starten konnten - ach - und es um 10 nochmal versuchen würden. Um kurz vor 10 war es dann tatsächlich soweit dass wir um 10 Uhr starten konnten. Der Flug ging 50 Minuten mitten durch - durch, nicht über! - Gebirge und endete mittem im Regenwald auf einer Landebahn die einfach nur eine relativ ebene Wiese war!! Ich hatte noch nie so eine ruppige Landung erlebt, und will sowas glaube ich auch nicht mehr erleben.. Übrigens, der Temperaturunterschied zwischen Abflug- und Ankunftsort betrug gute 30-35 Grad Celsius.

Angekommen im Dschungel fanden CM und ich dann ein nettes kleines Hostel und gingen Lunch essen. Nach dem Lunch haben wir uns dann eine Tour ausgesucht und direkt für den nächsten Tag gebucht. Abfahrt sollte 9 Uhr sein, aber so weit kam es erstmal nicht. Denn ein paar Stunden nach dem Lunch wurde CM derart müde - es war ca. 17 Uhr - dass sie meinte sie müsste schlafen gehen. Auf meine Frage ob sie krank sei meinte sie dass sie zwar sehr müde aber nicht krank sei. Gut, sie war natürlich krank. Sie hatte sich eine schöne Lebensmittelvergiftung eingefangen und war somit den kompletten nächsten Tag ausgeknockt, was bedeutete dass wir die Tour so nicht machen konnten.

Am darauf folgenden Tag ging es CM wieder so gut dass wir zur Tour aufbrechen konnten. Aber auch hier sollten wir wieder mal kein Glück haben. 1. bestand unsere Tourgruppe aus 5 höchstgradig gestörten Engländern und einem Israeli, und 2. mussten wir nach 3 Std. Jeep fahren fast wieder umkehren, weil uns niemand sagte dass wir nochmal 150 BOB's für einen Nationalpark zahlen mussten. Die Engländer wurden vorher informiert und hatten das Geld auch dabei, aber konnten sie uns leider kein Geld bis nach der Tour leihen, weil sie gehört hatten dass es im Dschungel eine Bar gibt und sie ihr Geld somit für Bier brauchten.. Wir machten dann einen Deal mit dem Fahrer, dass er das Geld vorstreckt und ihn nach der Tour ausbezahlen würden. Somit konnten wir wenigstens die Tour weitermachen.

Die Tour war eigentlich sehr cool, bis auf die Engländer, deren IQ zusammen !multipliziert! nicht den eines Affen übertreffen würde. Wir sahen extrem viele Alligatoren und viele und riesige Vögel und noch andere Tiere wie z.B. Flussdelfine. Ein Highlight der Tour war das Schwimmen mit den ebengenannten Delfinen. Man muss sich vorstellen dass der Amazonas in dem Gebiet ca 15-20 meter breit ist, und man praktisch überall Alligatoren am Ufer bzw auch im Wasser chillen sieht. So auch beim Schwimmen gehen. Die Tourguides erzählen einem zwar dass die Anwesenheit der Delfine die Alligatoren fern hält, aber naja naja... Wir suchten uns dann also eine Location aus und versuchten ein paar Delfine anzulocken. Die ganze Zeit über wurden wir von einem Alligator am anderen Ufer beobachtet. Als wir dann tatsächlich ein paar Delfine um uns hatten sprangen wir also in den Fluss hinein, und sahen dass wir den Alligator nicht mehr sahen.... Was auch empfohlen wird ist nicht den Grund zu berühren, da da die Alligatoren auch gerne mal liegen... Man muss aber den Boden berühren, da das Wasser nicht sehr tief ist.. Da kommt dann noch hinzu dass das Wasser derart verschlammt ist dass man kaum 10 cm ins Wasser schauen kann.. Ich muss zugeben dass ich selten so viel Schiss hatte ins Wasser zu springen. Ich musste es dann aber doch tun, da ich mit den Delfinen schwimmen wollte. Im Wasser selbst hatte ich noch mehr Panik, hab aber versucht mir nichts anmerken zu lassen. Ich stellte mich dann auf den Boden, ohne auf einen Alligator zu treten, und wartet auf die Delfine, die ständig um uns herum schwammen und uns mit ihren Schwanzflossen nass spritzten! Das war schon einmalig! Man muss noch dazu sagen, dass wir am Tag zuvor fast genau an diesem Spot Piranhas angeln waren, was die Angst nicht milderte. Denn nach einer Weile im Wasser fühlte es sich an als würden Mücken einen unter Wasser stechen, bzw Piranhas einen annargen.!? Der gute alte Guide meinte dann es seien nur Algen, aber gut dass er selbst die ganze Zeit über schön im Boot saß. Naja ich muss sagen dass das schon extrem aufregend war und ich weiss nicht wie sicher, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Chance mit pinken Flussdelfinen zu schwimmen bzw spielen ergibt sich nicht so oft im Leben!

Das nächste Negativ-Highlight war dann das Ende der Tour. Wir mussten vom Camp 1.5 Std in einem Boot zum Abholpunkt der Jeeps fahren. Das Boot war eher ein großes Kanu, und hatte auch kein Dach. Schlecht nur dass es plötzlich extrem stark regnete und wir komplett durchnässt und durchgefrohren am Jeep ankamen. Aufgrund des Regens und der somit komplett aufgelösten Matschstrassen dauerte unsere Rückfahrt dann auch geschlagene 5 Std. anstatt 3. Oft blieben irgendwelche wahlosen, viel zu großen LkW's im Schlamm stecken und blockierten die ganze Straße. Drumherum fahren war ausgeschlossen.. Der Plan noch am Abend einen Rückflug zu nehmen war somit auch geplatzt, denn als wir kurz nach 8 schliesslich ankamen, waren alle Offices schon geschlossen. Da es aber Samstag war, und am Sonntag die Offices auch zu sind, hiess es dass wir noch ganze 2 extra Tage in diesem Paradies verbringen durften. Wir hätten am Sonntag dann noch die Option gehabt einen Bus zu nehmen (der geschlagene 24 Std. fährt, darunter ein großes Stück auf der Death Road), was aber daran scheiterte dass wir kein Geld abheben konnten da Sonntags die eine Bank auch geschlossen war. Auch Restaurants und Touragencies wollten an einem Sonntag keine Geldgeschäfte mit uns machen, und somit blieben wir ersteinmal bis Montag da.

Im Ort gibt es einen Exil-Amerikaner der dort lebt und Muffins und Bananenbrot verkauft. Ihn fragten wir ob er uns irgendwie helfen könnte Geld zu organisieren. Er konnte zwar nicht, lud uns aber ein bei ihm die Nacht zu verbringen da wir ja auch kein Geld für ein Hotel hatten. Er lieh uns dann sogar noch Geld damit wir essen gehen konnten. Der Ami - "Banana Bread Man Ron" war extrem nett, aber auch verrückt. Er glaubte und vertrat nämlich alle existierenden Verschwörungstheorien und konnte alles mit der Bibel belegen, scheinbar. So mussten wir uns mehrere DVDs zum Thema anschauen und lieber nicht dagegen argumentieren.

Montag morgens sind wir also zum Airline Office und wollten einen Flug buchen. Aber das wäre zu einfach. Da es die letzten Tage so stark regnete, sind seit 3 Tagen keine Flüge mehr gegangen, und die Leute mit existierenden Tickets hatten vorzug. Somit gab es keine Chance für uns. Juhuu, noch ein Tag im Paradies! Dienstag dann fast das selbe Spiel, nur mit dem Unterschied dass wir die 2 letzten Plätze in einem Flugzeug ergattern konnten, und wenn das Wetter mitspielte, sollten wir am Nachmittag losfliegen.. Das Wetter spielte zwar nicht wirklich mit, wir konnten aber zu einem weiter entfernten Airport fahren und von dort aus fliegen .... endlich.

Die Bilanz ist also dass wir fast den Flug ins Pantanal verpassten, dann der Flug 4 Std. Verspätung hatte, CM daraufhin Krank wurde, wir dann eine furchtbare Reisegruppe hatten, dann ewig nicht fliegen konnten, und somit 6 Tage anstatt 3 im Dschungel waren, was sich natürlich auch auf weitere Reiseziele auswirkte!! Wahnsinn!

CONTINUATION FOLGT..