Samstag, 28. Februar 2009

Karneval in Rio!!!

So jetzt der wohl interessanteste Post soweit: Carnaval in Rio!! Der Traum! Man hört und sieht jedes Jahr davon, aber irgendwie isses immer in weiter Ferne. Ich hatte dieses Jahr die Möglichkeit ihn zu erleben und ich bin sowas von froh es gemacht zu haben! Karneval in Rio ist völlig unterbewertet! Es ist einfach wahnsinn, und ich weiss auch gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen.

Der Karneval ging für mich erstmal richtig schlecht los. Ich musste am 20.2. (erster Karnevalstag) erstmal früh morgens einige Dinge mit meinen Pass, Visum und der Policia Federal hier in Sao Paulo klären. Ich hatte vor ein paar Wochen ein Busticket nach Rio für 9:40 mit ein paar Hollies gekauft - konnte es aber wegen der ganzen Angelegenheit nicht wahrnehmen. Zum Glück kostet so ein Ticket nur knapp 20 Euro. Nachdem ich dann endlich die ganzen Angelegenheiten geklärt hatte, bin ich um 17 Uhr zum Busterminal gefahren, in der Hoffnung noch ein Ticket für den selben Tag zu bekommen. Ich stell mich also am 1. Schalter an - Ausverkauft für den ganzen Tag. Genau das selbe Spiel am 2. Schalter. Am 3. Schalter hatte ich Glück - weil grad jemand seinen Platz gecancelt hatte. Ich konnte also einen Bus um 20:30 nach Rio nehmen, der dann um 3 Uhr morgens dort ankommen würde. Immerhin konnte ich noch nach Rio. In Rio angekommen nahm ich dann ein Taxi zum Apartment, und wurde mal wieder komplett vom Taxi Fahrer verarscht. Ich hab 35 Reais für ne Fahrt gezahlt die knapp 15 wert war... (ich hasse Taxifahrer).

Am 21.2. sind Stefan und ich (wir hatten zusammen das Apartment gemietet) dann einfach mal ohne Plan Richtung Copacabana gefahren. Wir dachten uns dass es da bestimmt schon abgeht - und wir wurden nicht enttäuscht. In der Metro hatten wir ein paar Leute angesprochen was denn so los ist und wo die gerade hingehen usw. Und nett wie die Brasis nunmal sind meinten sie wir sollten einfach mit ihnen kommen (würdet ihr Leute aus der U-Bahn einladen den Tag mit euch zu verbringen?). Wir uns also der Gruppe angeschlossen und nen wahnsinns Tag gehabt. Wir sind mit der Gruppe die Copa runter zu Ipanema, haben auf dem Weg einen der typischen Blocos ("illegale" Umzüge die ständig in der City losgehen, und denen man sich einfach anschliessen und hinterhertanzen kann) getroffen, sind dann weiter zu einem Bloco an Ipanema Beach und haben einfach nur gefeiert. Die Gruppe konnte zwar kaum englisch, und wir kaum portugiesisch. Aber trotzdem war es einfach nur sehr lustig mit denen. Um kurz vor 8 sind wir dann in ein Ticketcenter gegangen um Karten für das Sambodromo zu kaufen. Das ist der Ort an dem die Samba Schulen um den Karnevals-Titel kämpfen mit ihren wahnsinnig schönen Umzügen. Die typischen Rio-Karnevals Bilder aus dem TV kommen immer aus dem Sambodromo. Durch geschicktes Verhandeln und viel Glück haben wir dann Tickets für 120 Reais bekommen die an dem Abend ca 350-400 Reais wert waren (am nächsten Tag 2000 Reais). Die Plätze waren super optimal - wir hatten unsere eigene kleine Box direkt an der Strecke. Hier mal ein paar Bilder:









Was durch die TV Bilder aus dem Sambodromo eben nicht transportiert wird ist die Stimmung in der Stadt! Wie schon bei Vai Vai Samba im voringen Post ist die Stimmung einfach top! Die Leute sind alle am Feiern, viele sind super freundlich und aufgeschlossen, auch den Gringos gegenüber. Samba ist ja an sich schon sehr fröhliche Musik, und das überträgt sich auch auf die Menschen. Und dazu kommt dass der Karneval nicht zentral z.B. an der Copa stattfindet - sondern sich durch die ganze Stadt zieht. Vor unserer Wohnung in Santa Teresa (wunderschöner Stadtteil aber weiter weg vom Centrum und der Copa) fanden z.B. jeden Tag die ersten Blocos um 9 Uhr morgens statt, zu denen schon hunderte Leute kamen. Mittags war dann Pause, und gegen Nachmittag ging es dann weiter und das zog sich bis Abends um 10-11 Uhr. Egal wo man war in Rio - es war die selbe gute Grundstimmung und überall wurde gefeiert.

Wir haben den Rest der Tage damit verbracht jeden Tag zur Copacabana und Ipanema zu fahren um dort mit den Blocos zu feiern, haben uns einige Touri-Spots angeschaut (nächster Post) und haben verschiedene Leute getroffen.

Ein Wort der Warnung trotzdem: es ist ein gefährlicher Spass! Stefan und mir ist über Karnval nichts passiert, allerings haben wir uns uns auch sehr "vernünftig" Verhalten und hatten auch viel Glück. Eine Freundin von uns hat z.B. erleben müssen wie ihr Bus angehalten und ausgeraubt wurde. Ein anderer Freund hat sich unvernünftig verhalten und wurde auch direkt ausgeraubt. Also besoffen wahlos durch die City rennen ist auf jeden Fall ein no-go. Genauso soll man nie zeigen dass man Wertsachen dabei hat. Meine Kamera hab ich z.B. selten dabei gehabt. Stefan hatte seine öfter dabei - hat aber regelmässig seinen Chip aus der Kamera genommen um wenigstens nicht die Bilder zu verlieren falls er ausgeraubt wird. Zusätzlich sollte man bestimmte Stadtteile (abgesehen von den Favelas) am besten gar nicht besuchen, bzw nur in größeren Gruppen.

Aber wenn man sich an solche Regeln hält, und man Glück hat, passiert einem in Rio nichts. Und dann ist es einfach das geilste Karneval das man je erlebt hat ;) Ich glaub ich kann nie wieder Karneval in Deutschland feiern, weil ich immer daran denken muss wie geil es in Rio gerade ist...

Hier noch ein Bild von einem Teil unserer Crew vom 1. Tag an Ipanema Beach und ein Video aus dem Sambodromo.



Freitag, 27. Februar 2009

Samba Vai Vai

Erstmal ein bisschen über Sao Paulo: Die Stadt hat in der weiteren Periphärie über 20 millionen Einwohner, und ist die reichste Stadt in Brasilien. Die Stadt ist sehr westlich und fortgeschritten - und gilt so ein bisschen als London von Brasilien. Apropos London: in Sao Paulo regnet es eigentlich jeden Tag einmal. Der Regen kühlt aber nicht ab, sondern erhöht einfach nur kräftig die Luftfeuchtigkeit, sodass es nach dem Regen erstmal extrem tropisches Klima hat. Im Moment ist Sommer, und die Temperaturen variieren zwischen 25 und 32 Grad Celsius. In Sao Paulo ist das ultimative Statussymbol übrigens ein eigener Helikopter. Das hat zur Folge dass in der City 300 Helis angemeldet sind und hier am Himmel einiges los ist. Sao Paulo hat weltweit die meisten Helis, zum Vergleich: New York City hat nur 60. Hier sind mal ein paar Bilder um euch einen Eindruck von der City zu geben.




Ganz stolz bin ich natürlich dass wir direkt in der 1. Bar in der wir waren Ronaldo getroffen haben: hier das Beweisfoto. Mittlerweile wissen wir dass Ronaldo in der Nähe der Bar wohnt und scheinbar jeden Abend in der Bar ist. Ich war jetzt 2 mal in der Bar, und beides mal war Ronaldo auch da. Wenn ihr mich besuchen kommt und ihn treffen wollt sagt bescheid, ich weiss wo er zu finden ist ;)


So jetzt zu Samba Vai Vai.

Die Sambaschulen fangen im Oktober an für Carnaval zu üben, und machen das natürlich nicht im Keller oder einer Turnhalle wie das in Deutschland üblich wäre, sondern sie machen einfach ein riesen Strassenfest aus der ganzen Sache, und das zwei mal die Woche! Bei den "Festen" findet sich die "Bateria" (die Trommler) zusammen und die spielen für mehrere Stunden ihr Samba-Schulen-Lied (jede Schule hat ein eigenes). Dazu spielt noch eine kleine Band bestehend aus mehreren Gitarren und Ukulenen und ein Kerl singt bzw spricht immer dazu. Ich wollte das ganze mal sehen und bin mit 2 Freunden aus Amerika zur Vai Vai Samba School gegangen. Es war Sonntag abend und es hat geregnet wie die Sau, was aber keinen der Trommler oder der ca 300 Zuschauer davon abhielt völligst abzugehen. Die Bateria hat insgesamt 4 Stunden lang gespielt! Wir haben uns erstmal Bierkrüge für 10 Reais (ca 3,50 Euro) gekauft, für die wir den kompletten Abend Freibier bekamen. Anfangs haben wir uns ganz fasziniert und begeistert angeschaut wie gut die Bateria spielt und wie alle Menschen um uns rum (trotz Regen) gute Laune hatten und die meisten am Samba tanzen waren. Nach ca 20 minuten ertappt man sich dann dabei selber hin und her zu wippen (weil Samba kann man ja leider nicht tanzen). Irgendwann ist man dann sowas von gut gelaunt dass man einfach lautmalerisch - weil man die Lyrics ja nicht versteht - einfach mitgrölt und versucht irgendwas zu tanzen was dem Samba nahekommt. Ich hatte zwar einen Schirm dabei, blieb aber nicht lange trocken weil mehrer Frauen meinten ich sei zu trocken und haben mir den Schirm entrissen und mich so lange umarmt bis ich auch ein bisschen nass war, der Regen hat dann sein übriges getan. In dem Moment war es dann aber auch egal, weil einfach die Laune zu gut war um sich am Regen zu stören. So ähnlich muss sich Woodstock angefühlt haben ;)

Der ganze Abend war einfach Wahnsinn. Es gab keinerlei Agressionen obwohl so viele Menschen so dicht gedrängt am tanzen waren. Alle waren gut drauf und was ich am härtesten finde ist dass wirklich niemand wegen dem strömenden Regen Heim gegangen ist. Ich bin dann nach 4 Stunden im Regen tanzen Heim gegangen mit einer derart guten Laune wie ich sie in Deutschland kaum erlebt habe. Die Brasis sind einfach verrückter und lebensfroher als wir Deutschen; ich hoff ich kann davon was mitnehmen! Zum Abschluss nochmal ein Bild und ein Video vom Abend.

Die ersten 2 Wochen

Am 28.1. ging es also los nach Brasilien. Der Abschied fiel mir nicht wirklich schwer, weil ich endlos viel Bock auf den Wechsel und das Auslandssemester in Südamerika hatte. Jetzt habe ich übrigens bis auf die Antaktis alle Kontinente der Welt mal besucht und habe auf 4 von Ihnen länger gelebt. Naja, trotzdem war ich ein bisschen nervös weil mal eben viel schlechtes über Brasilien und besonders Sao Paulo hört - soll ja nicht so die sichere Stadt sein.

Ich kam also am 29.1. in Brasilien an und bin erstmal zu ein paar Brasilianern, die ich während meine Wohnungssuche kennen gelernt habe, in die WG gefahren um dort ein paar Tage zu wohnen und nach Wohnungen zu schauen. Brasilianer sind extrem hilfsbereit und einfach total nette Menschen - und nicht auf einem oberflächlichen Level wie z.B. Amerikaner. Hier meinen die es ernst wenn sie dir Hilfe anbieten, und auch ihr Interesse an einem ist nicht gespielt. Das zu erleben ist echt wahnsinn. Also ich habe dann aus der WG raus mir Wohnungen angeschaut, die entweder totaler Schrott waren oder einfach viel zu weit von der Uni entfernt. Nach 4 Tagen hatte ich dann immer noch nichts gefunden, bin dann aber erstmal mit 6 Hollis für 3 Tage zum Strand nach Guaruja gefahren.

Nach den 3 Tagen hatten sich dann 2 Alternativen geboten. Die erste war eine 3er WG mit 2 Hollis direkt bei der Uni. Die zweite war eine 4er WG mit 3 Brasis etwas weiter weg von der Uni. Beide Alternativen hatten ihre Vor- und Nachteile, aber meine 1. Wahl war doch die Holli-WG. Ich denke die Interessen sind einfach ähnlicher und es ist lustiger in einer exchange student WG. So jetzt hatte ich endlich 2 gute Wohnungen in Aussicht, da ergab sich aber folgendes:

Die WG bei der ich im Wohnzimmer leben durfte hatten einen exchange student aus Holland aufgenommen, der Probleme mit der Miete hatte. Und zwar sah er es nicht mehr ein 1200 Reais für den Monat Januar zu bezahlen obwohl er erst am 26. Januar einzog. Die Brasis liessen sich aber nicht lumpen und meinten er müsse trotzdem zahlen weil er es vorher so mit ihnen vereinbart hatte. Dann sagte der Holli : "Warum muss ich 1200 Reais zahlen und der Jonas darf hier umsonst wohnen? Dann soll der bitte auch was zahlen." Arschloch? Daraufhin baten mich die anderen aus der WG meinen Beitrag zu leisten und bitte 200 Reais (ca 70 Euro) pro Woche zu zahlen - und bitte auch schon für die erste Woche die ich da war. Ich habe denen dann das Geld in die Hand gedrückt und bin noch am selben Tag ausgezogen. Glücklicherweise hat mich eine andere WG aufgenommen, die aus 3 exchange students (u.a. einer Holländerin) und einer Brasilianerin besteht. Die meinten ich kann solange bleiben wie ich will - und die meinten es auch so. Ich hab nie Druck bei denen gespürt dass sie mich raus haben wollen (gegen Ende meinte die Holländerin sogar dass sie mich vermissen wird wenn ich ausziehe, weil 2 der 4 Bewohner irgendwie komische Leute waren). Ich habe also noch ca 8 Tage bei der WG im Wohnzimmer gehaust, bevor ich mich dann endgültig für die Brasis-WG entschied, weil ich 1. nicht mehr auf den anderen Vermieter warten wollte, 2. Karneval kurz bevor stand und ich endlich mal settlen wollte und 3. ich Besuch aus Deutschland bekam und den nicht auch ins Wohnzimmer einer anderen WG einladen konnte. Ironischerweise habe ich die connection zur Brasi-WG durch einen Kerl der in der 1. WG gelebt hat..

So jetzt bin ich also endlich in einer Wohnung - die dazu auch noch sehr dekadent ist. Wir haben 2 mal die Woche eine Maid die uns unsere Wäsche wäscht, das Geschirr abspült, aufräumt und putzt. Und die Frau muss auch den Dienstpersonal-Aufzug und den Dienstpersonal-Eingang in unserer Wohnung benutzen. Die Wohnung hat ca 130 qm und liegt sowas von im Zentrum von Sao Paulo, und ist nur ca 15 minuten zu fuss von der Uni entfernt. Unten am Eingang sitzt immer ein Wachmann der aufpasst dass keine Fremden in unser Haus kommen. Und dazu lebe ich auch mit 3 sau netten Brasilianern zusammen - also perfekt!!

Mit der 1. WG bin ich wieder gut (was auch besser ist weil ich jeden Montag mit denen und 15 weiteren Brasis Fussball spiele), und mit dem Holli habe ich seitdem kein Wort mehr geredet. Die Hollis warten im Übrigen immer noch auf das OK vom Vermieter endlich einziehen zu können.

So das waren die Highlights vom echt schweren Anfang in Brasilien - aber so langsam bin ich hier angekommen und kann ein normales Leben führen.

also jetzt doch ein blog..

Bom dia!

Ich hab mich jetzt doch dazu entschlossen einen blog zu machen, weil es ganz einfach die effizienteste aller Kommunikationsmethoden ist. Ich bin ja relativ faul was das Erzählen von Stories angeht, und von daher ist es gut hier einfach alles einmal hinzuschreiben, und jeder der Lust hat kann es dann hier lesen. Und mittlerweile habe ich schon so viele erzählungswürdige Dinge erlebt, dass es sich lohnt diesen blog zu starten.

Also erstmal zum Namen des blogs: Alameda Santos ist meine Adresse hier in Sao Paulo, und jetzt auch im Internet. Ich hatte lange nach kreativen und witzigen Namen gesucht, aber da ich nicht der 1. bin der auf die Idee eines blogs kommt, sind die meisten Namen schon vergeben. Naja, jetzt kommen die Infos eben aus Alameda Santos auf Alameda Santos im Internet.

Ich bin jetzt schon knapp einen Monat in Brasilien, und ich werde dann jetzt chronologisch mal zusammenfassen was ich schon alles gemacht und erlebt habe. Soweit so gut - ich freu mich natürlich wenn ein paar Leute das hier lesen und irgendwie comments oder fragen o.ä. haben an mich.

Tchau! (so schreiben die brasis das wirklich..)